Freiarbeit und Leistung in der Montessori-Pädagogik

Passen Montessori-Pädagogik und Leistungserziehung zusammen?

Dieser Frage habe ich mich mit meiner Co-Autorin Dr. Silke Allmann (Dozentin an der Universität Koblenz) in unserem Buch „Freiarbeit und Leistung in der Montessori-Pädagogik“ erschienen im Herder-Verlag gewidmet.

In der Montessori-Pädagogik steht das Kind als Baumeister seiner selbst, mit seinen sensiblen Perioden im Mittelpunkt seines Kompetenzerwerbs. Montessori hat großes Vertrauen in die intrinsische Motivation des Kindes, die sich in verschiedenen Phasen durch deutliche Interessensbekundungen zeigt. Sie fordert vom Pädagogen eine entsprechende Vorbereitete Umgebung mit vielen interessanten Lernimpulsen und Materialien zu schaffen, sich aber wenn möglich zurückzuhalten und dem Kind die Möglichkeit des eigenständigen Lernens zu bieten. Reicht ein solcher kindorientierter Unterricht zum Erwerb der nötigen Kompetenzen aus?

Unser Buch beginnt mit einem theoretischen Teil, in dem wir uns mit dem Leistungsbegriff und der Leistungskultur unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Was verstehen wir unter Leistung? Wie wichtig ist uns der Leistungsprozess? Welchen Rang hat das Leistungsprodukt? Wir überprüfen, ob und wie sich beides mit dem Verständnis Maria Montessoris zum Kind und seiner Leistung vereinbaren lässt. Reichen Montessori-Freiarbeitsstunden im Stundenplan der Montessori-Schulen aus? Oder findet der tatsächliche Kompetenzerwerb in den ergänzenden Fachstunden statt?

Nach dem theoretischen Teil folgt ein Praxisteil mit 24 ausgewählten Beispielen aus der Montessori-Freiarbeit. Durch genaues Beschreiben der Arbeiten mit dem Montessori-Materialien, zeigen wir, welche Kompetenzen die Kinder erwerben. Die ausführlichen Beobachtungen der arbeitenden Kinder macht den breit aufgestellten Kompetenzerwerb sichtbar. Er führt bei uns Pädagogen/Pädagoginnen zu einer stete Überlegung, welche weiterführenden Materialien und Aufgaben zur Förderung oder Forderung wir anbieten könnten. So finden sich im Buch nach jedem Beispiel mögliche Folgearbeiten zur Förderung oder Forderung der Schüler*innen. Anschauliche Bilder ergänzen die Beispiele.

Im vierten und fünften Teil des Buches bieten wir Kompetenzraster für die einzelnen Jahrgänge zur praktischen Nutzung im Unterricht an. Wir zeigen verschiedene Möglichkeiten der Leistungsrückmeldung. Durch die offene Unterrichtsform sieht man das Kind mit all seinen Stärken, Fähigkeiten und Fertigkeiten und seinen Schwächen und Schwierigkeiten. Diese breit angelegten Beobachtungen gilt es strukturiert zu dokumentieren. Da die Eltern nicht wie gewohnt in Arbeitsheften den Lernfortschritt ihrer Kinder verfolgen können, ist eine schriftliche Dokumentation und regelmäßige Rückmeldung wichtig, um das Vertrauen der Eltern zu erhalten.

Auch meine Mutter Barbara Stein ist sehr aktiv in der Montessori-Pädagogik. Als Schulleiterin und Dozentin in Montessori-Diplomkursen hat sie lange Jahre die Montessori-Pädagogik in der Praxis umgesetzt. Ihr Buch „Helene Helming und die Verwirklichung der Montessori-Pädagogik“ erzählt anschaulich von der Entstehung der ersten Montessori-Einrichtungen in Deutschland, den Schwierigkeiten und der doch bis heute anhaltenden Begeisterung bei all jenen, die einmal in Kontakt mit dieser Pädagogik gekommen sind. Das Buch beinhaltet einige persönliche Anekdoten, die die Personen menschlich und den Bezug zu der politischen Zeit greifbar machen. Das Buch ist im Selbstverlag demand gedruckt und nicht im Buchhandel erhältlich. Es kostet 20,- €. Wenn Sie Interesse an diesem Buch haben, können Sie mich gerne anschreiben.